Elektroautos erfreuen sich weiterhin wachsender Beliebtheit, doch trotz enormer Reichweitensteigerung bei den neueren Modellen kann die Routenplanung mit dem Elektroauto insbesondere bei Langstreckenfahrten immer noch eine Herausforderung sein.
Langstrecken mit dem Elektroauto
Elektroautos bieten zahlreiche Vorteile, darunter eine umweltfreundliche Form der Individualmobilität, niedrigere Betriebskosten, ein spritziges Fahrgefühl und weniger Verkehrslärm. Besonders auf Langstrecken bleibt aber nach wie vor die Herausforderung der Routenplanung, da die Ladeinfrastruktur lange noch nicht so gut ausgebaut ist wie bei herkömmlichen Tankstellen.
Eine effiziente Routenplanung ist zudem wichtig, weil
- E‑Autos oft eine geringere Reichweite haben als Verbrenner
- Die Ladezeiten wesentlich länger dauern als herkömmliches Tanken
- optimale Routen den Energieverbrauch senken und die Reichweite maximieren
- sich so Umwege und Wartezeiten minimieren lassen
- verschiedene Ladensäulenanbieter unterschiedliche Preise haben — Planung spart also Geld
Welche Faktoren beeinflussen die Reichweite eines Elektroautos?
Die Reichweite eines E‑Autos wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Wer diese gut kennt und entsprechend beachtet, kann seine Fahrten effizienter planen, Zeit und Geld sparen und stressfreier ans Ziel kommen.
Temperatur und Wetterbedingungen
Kalte Temperaturen wirken sich nachteilig auf die Reichweite des Elektroautos aus, da Verbraucher wie die Heizung viel Energie benötigen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kann sich die Akkuleistung sogar um bis zu 30% verringern. Im Sommer wiederum wird der Akku durch die Hitze und die Nutzung der Klimaanlage belastet.
Geschwindigkeit
Die Geschwindigkeit hat einen erheblichen Einfluss auf den Energieverbrauch. Während Verbrennerfahrzeuge bei höheren Geschwindigkeiten ebenfalls mehr Kraftstoff verbrauchen, ist der Unterschied bei Elektroautos noch ausgeprägter. Ab etwa 120 km/h steigt der Verbrauch exponentiell, da der Luftwiderstand stark zunimmt.
Be- und Zuladung
Jedes zusätzliche Gewicht erfordert mehr Energie, um das Fahrzeug zu bewegen. Eine hohe Zuladung, Dachboxen oder Fahrradträger erhöhen den Luft- und Rollwiderstand und führen zu einem höheren Verbrauch. Auch der Reifendruck spielt eine Rolle – optimal gefüllte Reifen reduzieren den Rollwiderstand und sparen Energie.
Fahrstil und Rekuperation
Wer beim Verbrenner Sprit sparen möchte, passt zumeist als Erstes seinen Fahrstil an. Bei einem E‑Auto ist das nicht anders. Ein gleichmäßiger, vorausschauender Fahrstil trägt wesentlich zur Reichweitenmaximierung bei, während starkes Beschleunigen und abruptes Bremsen unnötig viel Energie verbraucht.
Durch die Rekuperation kann Bremsenergie zurückgewonnen und in die Batterie eingespeist werden. Je nach Fahrzeugmodell lassen sich verschiedene Stufen der Rekuperation einstellen – von sanftem Segeln bis hin zu starkem regenerativen Bremsen.
Apps und Tools zur Routenplanung mit dem Elektroauto
Wer seine Fahrtstrecke effizient planen möchte, kann auf verschiedene Tools zurückgreifen. Diese zeigen die verfügbaren Ladestationen an und berechnen die optimale Route.
1. Chargemap
Chargemap ist sowohl webbasiert als auch als App verfügbar. Neben einer interaktiven Karte mit zahlreichen Filtern können Nutzer Bewertungen und Fotos von Ladestationen einsehen, was besonders hilfreich ist, um sich ein genaues Bild von der jeweiligen Ladeinfrastruktur zu machen.
Die umfangreiche Datenbank umfasst Ladestationen in ganz Europa.
2. A Better Route Planner
A Better Route Planner (ABRP) gehört zu den bekanntesten Apps für Elektroautofahrer, die lange Strecken zurücklegen möchten. Die App ermöglicht eine detaillierte Routenplanung, indem sie Faktoren wie Fahrzeugmodell, Akkustand, Wetterbedingungen und individuelle Fahrweise berücksichtigt.
Besonders praktisch ist die Möglichkeit, alternative Ladestationen zu berechnen, falls eine geplante Station belegt oder defekt ist. Allerdings ist die Benutzeroberfläche für Einsteiger nicht immer intuitiv und einige fortgeschrittene Funktionen sind nur in der kostenpflichtigen Version verfügbar.
3. PlugShare
PlugShare ist eine weltweit genutzte Plattform, die auf einer aktiven Community basiert. Nutzer können hier Ladestationen bewerten, Verfügbarkeiten in Echtzeit eintragen und sogar private Lademöglichkeiten zur Verfügung stellen. Die App bietet daher eine wesentlich größere Datenbank an Ladestationen als die meisten anderen Tools, die Routenplanung ist hier jedoch nicht so detailliert möglich wie beispielsweise bei ABRP.
4. Tesla-Routenplaner
Tesla-Fahrer konnten bisher von einer hauseigenen Lösung zur Routenplanung mit dem Tesla profitieren, die automatisch die besten Routen inklusive der Tesla-Supercharger berechnet.
Die App zeigt Echtzeit-Informationen über die Belegung der Supercharger an und passt die Route dynamisch an. Bisher war das System allerdings nur für Tesla-Fahrzeuge nutzbar, da an den Ladestationen nur E‑Autos von Tesla laden können.
5. Mercedes me Charge
Ebenso wie Tesla-Kunden profitieren auch die Fahrer eines Mercedes-Benz von einer hauseigenen Übersichtskarte der Ladepunkte. Eingesehen werden können hier alle Ladesäulen inklusive Informationen über die verfügbaren Anschlüsse, die freien Ladeplätze sowie die Bezahlmöglichkeit. Die Anwendung bietet darüber hinaus ebenfalls die Möglichkeit, die optimale Route entsprechend der Leistung und Reichweite des eigenen Mercedes-Fahrzeuges zu berechnen.
Tesla-Supercharger für Mercedes-Benz Fahrer
Die Tesla-Supercharger stehen seit 2024 nun auch Fahrzeugen anderer Hersteller, unter anderem Mercedes-Benz, zur Verfügung. Damit erweitert sich das Ladenetzwerk in Deutschland um ein Vielfaches und die E‑Auto-Besitzer profitieren von einem schnelleren und unkomplizierterem Ladevorgang.
Allerdings gibt es hier noch einige Einschränkungen. Nicht alle Supercharger sind für Fahrzeuge anderer Hersteller kompatibel. Im Elektroauto muss ein sogenannter CCS-Anschluss (Combinded Charging System) verbaut sein. Das System kombiniert Wechselstrom und Gleichstrom, die dafür nötigen Stecker werden aber nicht in allen Ländern gleich verbaut. Beispielsweise wird in Europa ein Typ-2-Stecker verwendet, in den USA dagegen auf einen Typ-1-Stecker gesetzt. Zudem sind in Deutschland noch nicht alle Ladeparks von Tesla für Fremdfahrzeuge freigeschaltet.

Nutzen können Fahrer anderer Marken die Tesla-Supercharger zu höheren Strompreisen als die Tesla-Kunden selbst. Wer allerdings ein monatliches Abo abschließt, kann Strom zu den gleichen Konditionen wie die Tesla-Besitzer zapfen. Durch das extrem schnelle Laden der Supercharger, die teilweise über 200km Reichweite in wenigen Sekunden laden können, lohnt sich das Abo und ein Anfahren der Tesla-Ladeparks vor allem für Viel- und Langstreckenfahrer. Die aktuelle “Überall hin” Übersichtskarte von Tesla zeigt alle Ladepunkte und deren Fremdmarkenöffnung an.
Die richtige Ladestrategie für unterwegs
Um möglichst effizient und stressfrei ans Ziel zu kommen, ist eine gut durchdachte Ladestrategie wichtig und vermeidet unnötige Wartezeiten oder Reichweitennotstand. Zudem kann so die Effizienz der Fahrt maßgeblich gesteigert werden, was nicht nur der Umwelt, sondern auch dem eigenen Portemonnaie zugutekommt.
Wann lohnt sich langsames (AC) oder schnelles Laden (DC)?
- AC-Laden (Wechselstrom) eignet sich vor allem für längere Standzeiten, beispielsweise über Nacht zu Hause oder während der Arbeitszeit. Da die Ladeleistung hier meist zwischen 3,7 kW und 22 kW liegt, dauert eine vollständige Ladung mehrere Stunden.
- DC-Laden (Gleichstrom) ist ideal für unterwegs, da es hohe Ladeleistungen von 50 kW bis 350 kW ermöglicht. Dies bedeutet, dass viele Fahrzeuge in 20 bis 40 Minuten auf 80 % geladen werden können – perfekt für kurze Zwischenstopps.
- Kombination aus AC- und DC-Laden: Wer im Alltag regelmäßig AC lädt, kann unterwegs gezielt Schnellladestationen anfahren, um Ladezeiten auf Langstrecken zu minimieren.
Ladepausen effizient planen
Auf einer längeren Strecke bietet es sich immer an, die Ladepausen dann einzuplanen, wenn Sie sowieso eine Pause machen möchten — beispielsweise während des Essens oder einem Toilettenstopp. Viele Raststätten oder Einkaufszentren und Supermärkte bieten mittlerweile ausreichend Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge.
Zudem sollten die Ladestopps nicht erst eingeplant werden, wenn der Akku fast leer ist. Stattdessen ist es sinnvoll, den Akku nicht unter 20 % zu fahren.
Einkalkuliert werden muss zudem immer, dass eine Ladestation besetzt oder defekt sein kann. Die meisten Routenplaner bieten zwar mittlerweile Echtzeit-Informationen über die jeweilige Ladesäule, trotzdem ist es immer ratsam, eine Alternative im näheren Umkreis im Hinterkopf zu haben. Wer zudem auf Netzwerke mit hoher Zuverlässigkeit setzt (beispielsweise Tesla Supercharger, Ionity oder EnBW) hat in der Regel keinerlei Probleme.

Tipps für Langstreckenreisen mit dem E‑Auto
Gut geplant sind Langstreckenreisen oder gar Road Trips mit dem Elektroauto heutzutage kein Problem mehr. Durch die wachsende Ladeinfrastruktur und moderne Navigationssysteme ist es möglich, große Entfernungen effizient zurückzulegen.
Werden zudem einige Dinge beachtet, steht der Reise mit dem Elektroauto nichts mehr im Weg.
- Ladepunkte klug wählen: Planen Sie idealerweise spätestens alle 250km einen Ladestopp ein. Hat das Auto noch genug Reichweite, kann dieser dann auch übersprungen werden.
- Ladeinfrastruktur in anderen Ländern prüfen: Während Länder wie die Niederlande oder Deutschland ein dichtes Ladenetz haben, kann es in Süd- oder Osteuropa zu Engpässen kommen.
- Reichweite realistisch kalkulieren: Nicht nur die angegebene Reichweite des Fahrzeugs beachten, sondern auch Faktoren wie Geschwindigkeit, Steigungen und Temperaturen berücksichtigen.
- Mit Unvorhergesehenem rechnen: Wer lange Strecken fährt, läuft immer Gefahr, aufgrund eines Staus oder einer Sperrung einen Umweg fahren zu müssen. Daher lieber öfter laden und immer sicherstellen, dass genügend Reichweite für Unvorhergesehenes vorhanden ist.
- Auf Autobahnen eine moderate Geschwindigkeit wählen: Statt 150 km/h lieber konstant mit 110 – 130 km/h fahren, um die Reichweite zu maximieren.
- Über Nacht laden: Falls möglich, das Hotel oder die Unterkunft mit einer Lademöglichkeit auswählen, um morgens mit vollem Akku zu starten.
- Sitzheizung statt Lüftung: Die Sitzheizung ist häufig sparsamer als die Heizung an sich. Wer also Energie sparen möchte, dreht die Heizung herunter und setzt stattdessen auf die Sitzheizung.
Fazit
Die Routenplanung mit einem Elektroauto erfordert etwas mehr Vorbereitung als mit einem herkömmlichen Verbrennerfahrzeug. Dennoch ermöglichen moderne Technologien und eine stetig wachsende Ladeinfrastruktur mittlerweile komfortable und stressfreie Fahrten, sowohl im Alltag als auch auf langen Strecken.
Mit Mercedes me genießen Sie nicht nur eine optimale Routenplanung für Elektrofahrzeuge und Verbrenner, sondern auch zahlreiche weitere Vorteile als Apps für Ihr Smartphone.